Weltrekorde, Heldengeschichten, Tränen der Verlierer. Für zwei Wochen blickt die Welt auf eine Stadt, Olympische Spiele sind das größte und wichtigste internationale Sportereignis.
Allumfassende Begeisterung und globale Medienpräsenz machen die Spiele zu einem Politikum und Anlass für Milliardeninvestitionen. Stadien werden zu Symbolen der Macht. Doch nach Tagen des kollektiven Freudenrausches kehrt Normalität zurück. Den kurzen Momenten der Ekstase folgt permanente Ernüchterung, ein Dauerzustand des Vorbeiseins. Aus den gigantischen Sportstätten werden oft verlassene Denkmäler, einsame «weiße Elefanten».
«Olympic Realities» nimmt den Betrachter mit auf eine Reise durch sechs Städte, aus denen der olympische Sportzirkus ausgezogen ist. Die Jubelschreie sind verhallt, die Medaillenträume ausgeträumt. Fotograf Bruno Helbling führt uns zu Hüllen, denen der Olympische Geist entwichen ist. In seinen Architekturfotografien erzählen Rost und Ruinen ihre eigenen, nicht weniger sehenswerten Geschichten in einem der Zeit entrückten, hellen Licht. Mit großer Sachlichkeit schafft Helbling einen Kontrast zur Euphorie der Olympischen Spiele.
Die einsame Schönheit der Bilder macht nachdenklich, wirft sie doch unweigerlich die Frage nach dem Sinn dieses immer wiederkehrenden, monströsen Großereignisses auf.
«Olympic Realities» ist nicht nur eine hoch ästhetische Dokumentation des Weiterlebens, sondern auch eine feinsinnig kluge Darstellung einer Heimsuchung.
Text: Peter Dittmann