«Es ist wie mit dem American Songbook: Jeder Autor nimmt ein Stück daraus auf, interpretiert, variiert, verändert es und legt es als weiteres, neues Stück wieder zurück ins immer grösser werdende Archiv. Und doch wurde jedes Stück einmal erfunden…»
Mit diesem bildhaften Vergleich beschreibt Annette Spiro die fortlaufende Beschäftigung von pool Architekten mit dem Thema Wohnungsbau. Denn, obwohl Grundmuster und Bausteine, vor allem im genossenschaftlichen Wohnungsbau, sich nur gering unterscheiden und keine grossen Spielräume zu bieten scheinen, erfordert jeder Entwurf wieder neue Ansätze. Ein wesentlicher Kern im Schaffen des Zürcher Büros ist die Arbeit an der Varianz der Typologien; konsequent werden die Grundrisse von Projekt zu Projekt adaptiert, bis daraus eigenständige Lösungen entstehen. Jeder Bau thematisiert die vorgefundenen Rahmenbedingungen auf seine eigene Art und Weise, eine einzige formale Handschrift gibt es nicht.
Das prozessuale Vorgehen wird von pool auch in der Ausstellung aufgezeigt: Eine Collage von Ausführungsplänen, Grundrisstypologien und Dokumentationen veranschaulicht den Entwicklungsprozess und lässt den Besucher eintauchen in mannigfaltige Details von Ausführung und Konstruktion. In einer Gegenüberstellung von baureifen Grundrissen und Wohnbauentwürfen, Frucht aus unzähligen Wettbewerben und 15 Jahren Arbeit, lassen sich Evolution und Differenz eines reichen Erfahrungsschatzes entschlüsseln.
Eine Begleitbroschüre mit den gesammelten Grundrissen ergänzt die Ausstellung und soll Interessierten, im Sinne des Open Source-Gedankens, als Dialoggrundlage und Instrument zur Weiterentwicklung neuer Typologien dienen. Mit diesem Gedanken versteht sich die Ausstellung bewusst auch als Beitrag zur aktuellen Wohnbaudebatte.