Wir sind traurig über den Tod unseres langjährigen Vorstandsmitglieds
Martin Steinmann
Dr. Prof. / Architekt und Autor
09.01.1942 – 10.03.2022
Martin war von 2009 bis 2015 im Vorstand des Architekturforums Zürich. In dieser Zeit hat er eine Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen iniziert, geprägt und begleitet.
Darüber hinaus war er vor allem aber ein feiner, kluger Mensch, den man gern um sich hatte. Seiner Frau Bärbel und seinen Angehörigen entbieten wir unser tief empfundenes Beileid.
Wir verneigen uns vor Dir, lieber Martin.
Alain, Caspar, Christoph, Ina, Mathias, Lorenz, Claudia
Vorstand und Geschäftsleitung Architekturforum Zürich
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ETH D-Arch und Institut gta zum beruflichen Schaffen von Martin Steinmann:
«Martin Steinmann spielte eine herausragende Rolle für das Selbstverständnis und die Förderung der zeitgenössischen Schweizer Architektur, insbesondere als Redaktor der Zeitschrift archithese in den Jahren 1980 bis 1986. Er ist einer der wenigen Gelehrten, die eine Brücke zwischen den drei (Architektur-)Kulturen der Schweiz geschlagen haben. Von 1987 bis 2006 lehrte er an der EPFL, wo er massgebliche Beiträge für die französischsprachigen Zeitschriften Faces und Matières verfasste und über die Tessiner Architektur schrieb. Seine wichtigsten Aufsätze wurden 2003 in der Anthologie Forme Forte. Écrits/Schriften 1972–2002 zusammengefasst. Nach seiner Emeritierung war er Präsident der Stadtbildkommission Basel und arbeitete zusammen mit Diener & Diener und Felix Josef Müller am Erweiterungsbau des Stadtmuseums Aarau (2007–2015). Seine Verdienste um die Schweizer Architektur wurden 2016 mit der Verleihung des renommierten Prix Meret Oppenheim gewürdigt.
Während seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) des Departements Architektur der ETH Zürich zwischen 1968 und 1978 kuratierte er die Ausstellung Tendenzen – Neuere Architektur im Tessin (1975). Steinmann wurde in der Folge zu einer wichtigen Stimme in den Schweizer Architekturdebatten über Autonomie, Realismus und Wohnungsbau. Er leistete zudem einen profunden Beitrag zu einer formalistischen Lesart der Architektur durch die Brille der Gestaltpsychologie. Am gta Archiv recherchierte und archivierte er die Dokumente der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) und gab sie 1979 als Buch heraus, das bis heute eine der grundlegenden Quellen zur Erforschung der CIAM ist.
Im Laufe seiner Karriere entwickelte Martin Steinmann eine sehr differenzierte Sicht auf die Architektur als ein Feld, das zwischen theoretischer Reflexion und praktischer Intervention vermittelt. In den einfühlsamen Worten von Michael K. Hays: «Steinmanns Sinn für das erkenntnistheoretische Bestreben der Architektur wird durch eine geradezu handwerkliche, Brecht’sche Praktikabilität moduliert (…) Architektur verstanden als eine experimentelle, transformative Tätigkeit, die ein Ideal der Praxis an die konkrete Produktion bindet.»
Martin Steinmann hat die Schweizer Baukultur nachhaltig geprägt und wird sehr vermisst werden.»