Industrielle Ideale: Von der Massenvorfertigung zum Digital Prototyping
Unerbittlich verlangen die digitalen Technologien nach der Aufnahme in den Gehalt der architektonischen Disziplin. So ersetzen digitale Fabrikationsprozesse zunehmend traditionelle Baumethoden, wie der allgegenwärtige Einsatz von 3D-Druckern oder Industrierobotern in der Architektur beweist. Gerade hierin zeigt sich die Absicht, nicht nur den Entwurfsprozess, sondern das Bauen insgesamt zu transformieren. Dabei steht eines fest: Der Einsatz digitaler Technologien in der Architektur scheint heute von gewöhnlichen politischen und sozialen Bezügen zunehmend entkoppelt, denn vielerorts werden wesentlich fundamentalere Realitäten in Anschlag gebracht, wie zum Beispiel das Phänomen der Emergenz im Entwurfsprozess.
Demgegenüber zeigen der Blick in das zwanzigste Jahrhundert und die während der Industrialisierung des Bauens unternommenen Versuche genau das Gegenteil: die Vorrangigkeit von politischen und sozialen Idealen beim Bauen. So war die Vorfabrikation stets verknüpft mit neuen gesellschaftlichen Idealen, vielmehr, als lediglich den Gesetzmässigkeiten der Standardisierung und Massenproduktion zu entsprechen. Und tatsächlich: Protagonisten wie Buckminster Fuller oder Jean Prouvé liessen bereits frühzeitig erkennen, dass die Rationalisierung des Bauens oftmals von utopischen Ideen begleitet war. Dringender denn je stellt sich damit die Frage: Lässt sich die Architektur im digitalen Zeitalter tatsächlich losgelöst von sämtlichen politischen und sozialen Bezügen betrachten? Und, falls nicht: Was können wir dann aus der Vergangenheit lernen? Genau an diesem Punkt, zwischen Geschichte und Theorie, setzt der Vortrag an.