Die BSA Ortsgruppe Zürich organisiert ab Januar 2010 öffentliche Vorträge und Diskussionen im Architekturforum Zürich. Jedermann und jede Frau sind herzlich dazu eingeladen.

In Zusammenarbeit mit BSA Ortsgruppe Zürich

26.02.2015, 18:15 Uhr / Vortrag

Soziologie des Landlebens

Unserem Jahresthema widmen wir uns anlässlich unserer Februar-Veranstaltung an Hand von drei Inputreferaten aus überwiegend soziologischer Sicht. «Und noch immer dominiert das ländliche Ideal» kommt unlängst Paul Schneeberger in seinem NZZ-Bericht zur Studie «Nextsuisse», ein Projekt der Economiesuisse, welches als Stimmungsbarometer zur Raumentwicklung der Schweiz dienen soll, zum Schluss. Woher rührt diese ungebrochene Sehnsucht nach dem Land? Was verstehen wir unter «Land» oder «Stadt», wie vermischen sich Siedlungs- / Stadtformen und Lebensformen?

Wir wollen an diesem Abend ein facettenreiches Bild zum Thema Landliebe entwickeln und diskutieren: Als erste Referentin wird sich Christina Schumacher mit der Soziologie des Dörflichen auseinandersetzen: «Ein Blick in die Geschichte des Dorfes und seines implizit meist mitgedachten Gegenpols, der Stadt, erweitert und schärft zugleich die Sicht für die zunehmende Angleichung und Vermischung von Dörflichem und Städtischem, wie auch für die nach wie vor wirkmächtigen Differenzen, die den damit verbundenen Vorstellungswelten entspringen.»

Joëlle Zimmerli als zweite Referentin wird sich mit dem Thema der «Family Gentrification» auseinandersetzen: «Zog die Generation unserer Eltern in den 70-er Jahren noch ehrlich aufs Land, versuchen wir heute vielmehr die Vorstellungen von einem ländlichen Leben in die Stadt zu führen und verlangen Spielstrassen mitten im dichtbesiedelten, verkehrsreichen Siedlungsgebiet. Der Traum soll sich auch inmitten städtischer Dichte und an besten S-Bahn-Standorten verwirklichen.»

Unser dritter Referent Joris van Wezemael befasst sich mit zwei miteinander verwandten Paradoxa: «Zum einen geht die Wiedergeburt der Städte zwar mit innerstädtischen Entwicklungsprojekten mit teilweise eindrücklicher baulicher Dichte und der Renaissance von Wohnhochhäusern einher. «Stadt» ist augenfällig.

Eine sozialwissenschaftliche Perspektive offenbart indes, dass hochzentrale Wohnorte nur vermeintlich mit urbanem Lebensstil zusammenfallen. Architektur wie auch die visuelle Kommunikation von Projekten verweisen vielmehr auf eine Sehnsucht nach Landschaft und Freiraum, Landliebe im Hochhaus? Zum anderen bedienen sich politische Akteure dies- wie jenseits des Staates auffällig oft an soziologischen Konzepten des Dorflebens zur Lösung von Problemen in Städten und Agglomerationen. Die Förderung vermeintlich verlorengegangener Vergemeinschaftungsebenen setzt das «gute Dorf» der «schlechten Stadt» mit ihrem «Dichtestress» entgegen. Sie erfolgt in unbewusst nostalgischer Weise und vermengt Solidaritätsapelle mit vulgär-neoliberaler Finanzpolitik.»

Wir freuen uns auf einen spannenden und interessanten Abend.

Programm

18.15 Uhr: Apéro im Architekturforum
18.30 Uhr: Referat Christina Schumacher, Professorin für Soziologie am Institut Architektur der FHNW
18.50 Uhr: Referat Joëlle Zimmerli, Büro Zimraum, Raum und Gesellschaft
19.10 Uhr: Referat Joris van Wezemael, Professor für Soziologie am D-Arch
19.30 Uhr: Diskussion
20.15 Uhr: Abendessen im Restaurant Volkshaus

Reminder abonnieren

Wir informieren in unregelmässigen Abständen, jeweils kurz vor Veranstaltungen.